Medaillenwahnsinn für SLRG Rapperswil-Jona
Juni 11, 2022Herbstweekend der Jugendgruppen
September 20, 2022Der folgende Artikel wurde von der Linth24, Rapperswil am 06.09.2022 von Bruno Hug veröffentlicht und zeigt eine weitere Fortsetzung der Geschichte um die Badi Lido:
Der Stadtrat von Rapperswil-Jona kommt beim Abbruch der Badi Lido immer mehr in die Klemme.
Der Stadtrat stemmte sich an der Bürgerversammlung von letzter Woche mit aller Kraft gegen einen Antrag von Regula Späni, Ex-SRF-Moderatorin und Schwimmmeisterin. Sie schlug vor, die Badi Lido bis zum Baustart eines Nachfolgeprojektes offenzulassen. Familien, Kindern und älteren Mitbürgern würden sonst über Jahre ein Schwimmbecken fehlen. Eine IG rund um Joe Kunz wolle deshalb der Bürgerversammlung am kommenden 1. Dezember einen Vorschlag unterbreiten, wie die Badi mit Minimalkosten weiter betrieben werden könne.
Stöckling auf dem Abbruch-Bagger?
Das aber wollen Stadtpräsident Martin Stöckling und Stadtbau-Chef Christin Leutenegger nicht. Stöckling stemmte sich an der Bürgerversammlung mit Ziffern aus dem Gemeindegesetz gegen die Offenhaltung der Badi. An der Dezember-Bürgerversammlung, so Stöckling, könne kein Antrag dazu gestellt werden.
Und Stadtrat Christian Leutenegger summierte: «Wir trötzeln nicht», wenn wir die Badi schliessen.
Man mag es den beiden nicht recht glauben. Ihre Abwehrhaltung passt zu Stöcklings, von Gemeindebeamten herumgebotenen Aussage, er wolle sich «beim Abbruch der Badi Lido persönlich auf den Bagger setzen».
Nur Nachteile für Bürgerinnen und Bürger
Es verdichtet sich: Im Stadthaus herrscht bezüglich Badi Lido ein wahrer Abbruch-Wahn. Offenbar will man das Missmanagement rund ums Lido mit schwerem Baugerät niederwalzen.
Derweil von einem Abriss der Badi die Bürgerschaft nur Nachteile hat. Die bald 30’000 Einwohner zählende Stadt hätte über Jahre kein Schwimmbecken mehr. Alle, die nicht im See baden, wären massiv benachteiligt. Ausserdem sind die beiden Seebäder Rapperswil und Stampf schon heute notorisch überbelegt. Die Badi Lido offenzulassen bis ein Neubauprojekt steht, ist somit nicht nur ein Gebot der Stunde, sondern auch eine Frage der Vernunft.
Debakel klebt am Stadtrat
Doch der Stadtrat tut alles dafür, dass das Lido-Debakel an ihm kleben bleibt. Es dauert schon Jahre und nahm seine Fortsetzung am letzten 2. Dezember: Der wachsame Bürger Joe Kunz war an der Bürgerversammlung dagegen, dass die Stadt für «10 bis 15-Jahre» ein Badi-Provisorium für fast 8 Millionen baut. Und prompt folgte ihm die Bürgerschaft und versenkte die Stadtrats-Vorlage.
Daraus und aus einem Abbruch-Kredit leitete der Stadtrat danach ab, die Badi Lido sei niederzureissen. Joe Kunz mochte das nicht schlucken und stellte der Stadt letzten Februar schriftlich Fragen zu. Und verlangte Einsicht in Dokumente zur Badi-Schliessung.
Stadt-Antwort macht stutzig
Bauchef Christian Leutenegger antwortete ihm am 2. März. Er schrieb Kunz, «Sicherheit und Wasserqualität» im Lido seien «nicht mehr gewährleistet». Die Ingenieure und Versicherungen würden für die «Freibad-Infrastruktur» ab 2023 jede Haftung ablehnen. Ausserdem sei die Badwassertechnik so «desolat» wie die Gebäude. Und für die Einsicht in amtliche Dokumente müsse Kunz nach Öffentlichkeitsgesetz ein «schriftliches Gesuch» einreichen. Was dann offengelegt werde, liege «jeweils beim externen Verfasser der Dokumente», so Leutenegger.
Das macht stutzig: Haben in dieser Stadt die Verfasser von Gutachten das ewige Verfügungsrecht über ihre Arbeiten, obwohl diese vom Steuerzahler bezahlt wurden? Wohl kaum!
Abklärungen, die «einige Zeit dauern»
Anfang August stellte Joe Kunz sodann an den Stadtrat, wie von Leutenegger empfohlen, «Zugangsgesuche zu amtlichen Informationen» zur Badi Lido. Vor zwei Wochen, am 23. August, schrieb der Stadtschreiber an Kunz zurück, zur Beantwortung seiner Fragen seien «Abklärungen notwendig, die einige Zeit dauern.» Stadtrat Leutenegger wurde nach der Bürgerversammlung am 3. September in der «Linth-Zeitung» noch geheimnisvoller und sagte, «in welcher Form die Stadt welche Dokumente herausgeben dürfe, werde «zurzeit abgeklärt».
Was läuft jetzt wieder ab?
Nun fragt man sich: Was läuft hier ab im Stadthaus? Wenn der Stadtrat eine öffentliche Anlage schliesst, die von Tausenden Bürgerinnen und Bürgern genutzt wird, muss es dazu öffentlich zugängliche Akten geben, in die man problemlos einsehen kann.
Chronologie
Am 25. November 2018 bewilligte die Bürgerschaft von Rapperswil-Jona für den Neubau der Badi Lido einen Baukredit von 27.5 Millionen Franken. In froher Aussicht auf das wettbewerbs-gekrönte Badi-Neubauprojekt «Blitz» veranstaltete der Stadtrat am 16. September 2019 das Badi-Abschlussfest «bye bye Lido». Stadtpräsident Stöckling sagte dazu: «Ich freue mich auf das neue Projekt.»
Drei Monate später, am 19. Dezember 2019 war alles wieder anders. Der Stadtrat teilte mit, der Neubau lasse sich wegen Managementfehlern und hoher Kosten kaum realisieren. Das Projekt werde sistiert. Die Lido-Badi bleibe aber trotzdem geschlossen, denn es fehle ihr die kantonale Konzession und die Filteranlagen und das Schwimmbecken seien defekt.
Die glp-Politikerin und Lido-Begeisterte Bianca Bruner sah das anders. Im Alleingang startete sie Anfang Februar 2020 eine Petition gegen die Badi-Schliessung, bei der schlussendlich über 2’000 Unterschriften zusammenkamen.
Am 13. Februar 2020 trat Stadtpräsident Martin Stöckling vor das Stadtforum und verkündete unter dem Druck der Petition, die Badi werde wieder eröffnet. Das koste 150’000 Franken für neues Mobiliar und weitere Massnahmen. Und weil «Liegestühle, Sonnenschirme» und «die Badi-Kassen entsorgt» seien, werde im Sommer kein Eintritt verlangt. Die Stadt verzichte damit auf «rund 100’000 Franken».
Damit kam ein ganzer Pot an falschen und irreführenden Aussagen aus dem Stadthaus zusammen: Die Kassen, die Liegestühle und die Sonnenschirme waren vorhanden, wie Linth24 aufdeckte. Und Stadtpräsident Stöckling wusste das. Er sah das einen Monat zuvor mit eigenen Augen. Warum er das Forum in die Irre führte, ist unbekannt. Und auch das Schwimmbecken war nicht defekt. Auch die Filteranlage war ok. Und die Betriebs-Konzession sagte der Kanton der Stadt problemlos wieder zu.
Am 26. Juni 2020 verkündete der Stadtrat nach der Vorinformation vom 19. Dezember 2019 das definitive Aus des Badi-Neubaus. Zwei Millionen Franken Planungskosten waren im Eimer. In derselben Mitteilung schrieb der Stadtrat noch: «Die Betriebsbewilligung des Kantons für das Freibad Lido gelte «einstweilen» bis zu Beginn des Baus einer neue Badi.
Ein Jahr später, am 17. Juni 2021, war einmal mehr das Gegenteil der Fall. Anlässlich einer 80’000 Franken teuren Volks-Befragung zur Badi teilte der Stadtrat mit, der Kanton werde für die Badi «keine provisorische Bewilligung mehr erteilen können». (Das tönte jedoch mehr nach einem Wunsch aus dem Stadthaus als nach einem Befehl des Kantons.)
Am 2. Dezember 2021 legte der Stadtrat der Bürgerschaft noch einen 8-Millionen-Vorschlag für die Badi Lido vor: Für ein 10- bis 15-jähriges Provisorium. Doch die Bürger mochten nicht mehr und versenkten das Stadtrats-Vorhaben. Es zeigte sich: Die Bürger trauen ihren Behörden nicht mehr so richtig über den Weg. Und sie liegen damit nicht so falsch. Denn beim Lido zeigt sich immer deutlicher, wie mühselig und intransparent sich der Stadtrat durch die Regierungsgeschäfte schleppt.