aquamap.ch - Online-Karte hilft Ertrinken zu verhindern
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- Veröffentlicht: 22. Juni 2012
- Geschrieben von Jürg Marty (Admin)
Seit 80 Jahren verhindern die Rettungsschwimmer der SLRG das Ertrinken. Neuestes Präventionsprojekt: Eine schweizweite Online-Gefahrenkarte mit Namen aquamap.ch. In diesem Sommer erkunden 80 Freiwillige der Rettungsschwimmer gefährliche Schwimmstrecken in Flüssen und Seen. Bereits erfasst: Die Daten der kantonalen Seepolizei Zürich sowie der Polizei in Zug, St. Gallen, Thurgau, Glarus und Schwyz.
Im «Wasserschloss» Europas gibt es nicht nur den grössten Wasserfall des Kontinents, sondern auch 1'500 Seen und zahlreiche Flüsse. Das erklärt, warum noch in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts hierzulande jährlich über 250 Personen ertranken – bei nur rund 3,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern. Wassersport galt damals als lebensgefährlich und sollte sogar verboten werden. Um das zu verhindern, wurde die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG gegründet.
Der Aufenthalt im und am Wasser ist heute viel sicherer. Schwimmen zählt zu den beliebtesten Freizeitsportarten. Die Zahl der Todesfälle und Unfälle hat sich auch dank den Anstrengungen der Rettungsschwimmer deutlich verringert. In 132 Sektionen engagieren sich heute 27'500 Freiwillige: Sie halten Bad- oder Strandwachen, informieren an Messen oder in Kindergärten und bilden Profis wie Polizei, Rettungsdienste, Lehrpersonen und Feuerwehr sowie Freizeitschwimmer aus – in den vergangenen Jahrzehnten über 500'000 Menschen.
Doch immer noch kommen jedes Jahr durchschnittlich 50 Personen im Wasser unfreiwillig zu Tode. Zusätzlich gibt es jährlich über 16'000 Wasserunfälle ohne Todesfolgen. 50 Wasser- und Badeunfälle führen jedes Jahr zur Invalidität. 270 Unfallopfer müssen mit schweren und 520 Opfer mit mittelschweren Verletzungen im Spital behandelt werden. Insgesamt verursachen die Unfälle im Wassersport Kosten von rund CHF 125 Mio. pro Jahr.
Deshalb lassen die Rettungsschwimmer in ihren Präventionsanstrengungen nicht nach. Nachdem die von der SLRG lancierte Petition «Schulschwimmen für alle» bei der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK eingereichte wurde, folgte im Jahre 2009 die Jubiläumsstudie der SLRG. Diese ergab, dass in der Schweiz neun von zehn tödlichen Unfällen in Seen und Flüssen
stattfinden. Aufgrund dieser Erkenntnis wurde innerhalb der vergangenen zwei Jahre die Ausbildung der Rettungsschwimmer reformiert.
Seit 2011 arbeitet die SLRG an ihrem neuesten Projekt, der
Sie zeigt online die Wasserplauschplätze der Schweiz mit kleinem und grossem Gefahrenpotenzial. Dazu erkunden 80 Freiwillige die lokalen Örtlichkeiten. Sie fotografieren sie und melden die Koordinaten mit Spass - bzw. Gefahrenfaktor. Markus Obertüfer, Zentralsekretär der SLRG erklärt, warum die Rettungsschwimmer dieses ehrgeizige Projekt lanciert haben: «Die Rettungsschwimmer haben untereinander ein gut funktionierendes Beziehungsnetz. Durch den gegenseitigen Erfahrungsaustausch können heikle Situationen an Schweizer Gewässern gegenseitig besprochen, fundiert aufbereitet und für den Anwender als optimale Informationen bereitgestellt werden.» Der Gedanke der Gefahrenkarten ist nicht ganz neu, doch birgt das Online-Projekt spezielle Herausforderungen, wie der Rettungsschwimmer Bernhard Fleuti erklärt: «Die Aarekarte ist in 25 Jahren zur heutigen Form gewachsen.
Die aquamap.ch will nun innert zwei Jahren sowohl grafisch ansprechend wie auch schweizweit vollständig die Gefahrenstellen und Schwimmstrecken erfassen. Das hat noch niemand gemacht, auch nicht im benachbarten Europa.» Letztes Jahr wurde die Idee einer Schweizerkarte der Rettungsschwimmer konkretisiert und anhand eines Prototypen erstmals geprüft. Nach der Auswahl eines Software-Entwicklers wurde in mehreren Schritten die Realisierung vorangetrieben. Bernhard Fleuti hat neben seinem 100%-Job als ICT Consultant in den vergangenen Monaten unzählige Stunden freiwillig in das Projekt investiert: « Die beste Software nützt nichts, wenn keine Daten für die Darstellung da sind. Mit Volldampf geht es nun zusammen mit den Sektionen an die Erfassung unserer Schwimmstrecken und Badeplätze. Parallel dazu laufen die letzten Bereinigungen der Software und die Finalisierung der Entwicklung einer iPhone-App.